Dienstag, 28. August 2012

Backstein meets Ytong



Ostfriesische Bauskultur aus zwei Jahrhunderten. Und alles in einem Gebäude. wo gibts' schon so was.

Die Gulfscheune







Heute wurde die Gulfscheune restlos ausgeräumt. Der Kamin, die ganzen Innenwände, die dünnen Balkendecken...alles raus. Jetzt sieht die Gulfscheune wieder wie in ihrem Ursprungszustand aus. Das Ständerwerk steht mittig und trägt die gesamte Dachlast. Wir haben heute insgesamt drei Container mit Bauschutt und Erde gefüllt.Und ich hab' Rücken.

Montag, 27. August 2012

Feierabend!


King George


Georg ist der König der Innenwände. Mit schneeweißen YTONG mauert er uns die Innenschalen und die Innenwände in der Alten Bäckerei. Das ist echte Millimeterarbeit. Uns so manche Ungenauigkeit im Aufmaß oder Verwerfung eines alten Mauerwerks wird erst bei seiner Arbeit augenfällig.
Georg ist im Übrigen ein Verfechter progressiver Hörfunksender. Das Vermauern von YTONG verlangt nach den frischen Beats von Radio FFN. Zudem ist er ein echter MarlboroMan.

Auf diesen Steinen...

können wir bauen!
Geli und Wilm haben uns am Wochenende besucht und den ganzen Samstag Backsteine geputzt. Wat ne Arbeit! Vielen lieben Dank ihr Beiden!
Wir haben jetzt ca. tausend Steine die bereits gesäubert sind. Teils klebte nur Lehm und Erde an den Steinen, teils muss man mit Hammer und Meißel den Mörtel abklopfen.
Ab und an finden sich besonders schöne Backsteine oder auch solche, die von frechen Miezen anno 1803 mit ihren Pfoten markiert wurden.


Niemand hat die Absicht...



eine Mauer zu errichten. Doch! Holger! Seit heute ist Holger wieder mit dabei. Sein Urlaub ist vorbei und mit frischen Kräften macht er sich an die Restaurierung des alten Mauerwerks. Die ursprünglichen Fensteröffnungen im Giebel müssen mit alten Steinen neu gemauert werden. Ein neues Mauerwerk mit alten Backsteinen sieht dann zunächst so aus. In einem zweiten Schritt werden die Steine nochmals gesäubert (mit Salzsäure) und dann wird das ganze noch mit Muschelkalk verfugt.
Mit Holger kehrt auch die Mukke von NDR 1 zurück auf den Bau. James Last und Laura Pausini lassen uns von der großen weiten Welt jenseits von Westerhusen träumen.

Die ThesingMänner



Georg und Waldemar hüpfen mit Gummistiefeln und Rechen bewaffnet in die frische Betonsuppe und verteilen diese gleichmäßig über den Bodenaufbau. Ganz am Ende wird glatt gezogen und dann: Schuhe putzen, Werkzeug putzen, Kippe&Kaffee...fertig!

Betong!



Hier kommt der Beton für die Bodenplatte im Stallbereich. Der Betonmischer muss ganz dicht an das Gebäude heran und lässt dann den flüssigen Beton über die Rutsche auf den Bodenaufbau fließen.





Freitag, 24. August 2012

Der Hausstein


Der Hausstein befindet sich an der Giebelwand des Wohngebäudes der alten Bäckerei. Die Bauherren haben sich damals mit mehr oder weniger aufwändigen Haussteinen am Giebel verewigt. Je reicher die Bauherrn desto stattlicher der Stein. Die Erbauer der Alten Bäckerei entschieden sich für ein typisches Design des ausgehenden 18. Jahrhunderts. In Kursivschrift (ähnlich wie Times New Roman) finden sich die Namen der beiden Erbauer. So ganz sicher sind wir uns noch nicht, aber wir meinen Anna Janssen als zweiten Namen zu erkennen. Deutlich sichtbar ist das Baujahr: Ao 1803.
Der Hausstein soll von einem Restaurator aufgearbeitet werden. Dann wird die Inschrift wieder gut lesbar sein.
Auf diesem Bild wird auch deutlich, wie die großformatigen Fensteröffnungen aus den 50er Jahren das Haus entstellen. An deren Stelle werden wieder vier symmetrisch am Giebel gesetzte Blockrahmenschiebfenster für eine stimmige Architektur sorgen. Ländlicher Klassizismus im späten 18. Jahrhundert.

Peter und Karsten Woltermann


Unser Architekt bei der Sanierung der alten Bäckerei ist Peter Woltermann aus Weener. Er wird unterstützt von seinem Sohn Karsten, mit dem er gemeinsam ein Architekturbüro betreibt. Peter Woltermann hat sich u.a. auf die Sanierung von denkmalgeschützen Backsteingebäuden in der Region Ostfriesland spezialisiert.Zahlreiche Gulfhöfe in der Gegend um Weener wurden unter seiner Leitung vor dem Verfall gerettet und mit modernem Wohnkomfort fit für die nächsten 100 Jahre gemacht.
Peter Woltermann hat mit uns im letzten Jahr so manche Stunde am großen Küchentisch verbracht und mit uns gemeinsam Pläne entwickelt, verworfen und perfektioniert. Der jetzt umgesetzte Bauplan orientiert sich im Bereich der Außenfassaden vor allem an alten Fotografien aus den 20er und 30er Jahren, die uns die Familie Busemann zum Glück überlassen hat. Karsten und Peter Woltermann kümmern sich beide um die Bauleitung und klären mit uns geduldig all die kniffeligen Detailfragen, die erst im Laufe der Sanierung zum Vorschein treten. Vielen Dank!
Architekturbüro Woltermann

Elektrisches Gefühl...

Vor die Innenseite der historischen Außenmauern setzen wir eine stabile Innenschale (YTONG) mit 10 cm Dämmung. Genau dort sitzt jedoch der Hausanschluss für Strom (Obacht geben..länger leben!). Da darf natürlich nur ein erfahrener Mitarbeiter des lokalen Stromversorgers EWE ran. Mit einem Kleinbagger wird das Kabel unter dem Haus ausgegraben und in den Garten verlegt (nur vorübergehend). Später dann wird der Rohbau mit einem neuen Stromanschluss versehen.

Neues Fundament

So sieht der neue Bodenaufbau im Gebäude aus. Zuerst Dämmung, dann Folie, dann Stahl und zum Schluss Beton. Auf dieses Fundament können wir dann trocken uns stabil aufmauern. Ursprünglich befand sich in den Räumen nur eine ca. 20 cm hohe Schicht von Bauschutt und Erde die von einer dünnen Schicht Estrich bedeckt wurde.
Der junge Mann mit dem prüfenden Blick heißt Sascha und hat als Ferienarbeiter der Firma Thesing hier auf der Baustelle große Dienste geleistet.Vielen Dank!


Die ThesingMänner


Das sind Sascha, Waldemar und Holger vom Bauunternehmen THESING Aschendorf. Sie sind gerade dabei, die Bodenplatte für den vorderen Teil der ehemaligen Bäckerei vorzubereiten: Dämmung, Folie, Stahlmatten...und dann Beton. Die Bodenplatte ist nicht fest verbunden mit dem historischen Außenmauerwerk. Damals wurde in Lehm gemauert und mit Muschelkalk verfugt. Die feste, trockene und starre Bodenplatte verträgt sich nicht mit den historischen Außenmauern (im Kreuzverband in Lehm gemauert) die relativ gut mit den Bewegungen des weichen Lehmbodens klarkommt.
Dank Holger verstehe ich endlich das Geheimnis von NDR 1 und wie Andrea Berg und Nicole für so viel Spass aufm Bau sorgen.
 Bauunternehmen Thesing in Aschendorf

Donnerstag, 23. August 2012

Aus den Tiefen...

Bei den Grabungsarbeiten im Stallbereich haben wir vor ein paar Tagen eine tiefschürfende Überraschung erlebt. Die Vorfahren der Bäcker Busemann haben in ihrem Gulfhaus einen zehn Meter tiefen und mit runden Backsteinen ausgemauerten Grundwasserbrunnen erbaut. spätere Generationen haben den Brunnen mit einem Deckel verschlossen und unter dem Estrich verschwinden lassen. Wir haben den Brunnen einmal komplett ausgepumpt, um zu sehen wie zügig er sich wieder füllt und welche Qualität das Wasser besitzt. Das Wasser ist so klar, dass man damit Tee kochen könnte und der Brunnen füllt ich innerhalb von einem Tag mit einer Wassersäule von ca. 8 Metern. Das saubere Wasser können wir gut für den Garten, für die Klospülungen und die Waschmaschine gebrauchen.

Das ehemalige Armenhaus

Direkt neben der alten Bäckerei steht das ehemalige Armenhaus von Westerhusen. Es wurde 1793 auf Betreiben zweier Diakonen (im Hausstein namentlich verewigt) für die Ärmsten der Armen erbaut. Der Grundriss des Hauses ist schlicht und steht in der Tradition der klassizistischen Backsteinarchitektur des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Vom mittig gelegenen mit schönen Plavoisen gepflasterten Gang werden die vier gleichgroßen Wohnräume erschlossen. Das Haus bot Wohnraum für vier Familien. Jeder Wohnraum ist spiegelverkehrt identisch. An den Seitenwänden befanden sich die Butzen (Alkoven), zwei zweizügige Schornsteine nehmen den Rauch von vier Feuerstellen auf. Hinter dem Haus hatte früher jede Wohneinheit einen langgestreckten Garten zur eigenen Versorgung mit Kartoffeln, Bohnen, etc.. Im Jahre 2001 verkaufte die Gemeinde Hinte das ehemalige Armenhaus an ANNO-Mitglieder. Von den Neubesitzern wurde das Gebäude unter fachkundiger Begleitung des Kreisdenkmalpflegers Jan Smidt grundlegend restauriert und mit der nötigen modernen Haustechnik ausgestattet. Ende 2002 wurde die Rettung und gelungene Restaurierung des ehemaligen Armenhauses mit dem Preis für Denkmalpflege der niedersächsischen Sparkassenstiftung gewürdigt.


Seit 2008 bewohnen und erhalten Wiebke und ich das ehemalige Armenhaus. Die gelungene Restaurierung und der unbeschreibliche Zauber dieses Gebäudes inspirierte uns dazu, die ehemalige Bäckerei zu erwerben und sie, diesem Beispiel folgend, in ihrem ursprünglichem Zustand (von 1803) zu erhalten.

Fleißige Helfer

Wilm und Dirk helfen uns tapfer dabei die alten Backsteine zu säubern, die wir in der Bäckerei beim Entkernen sichern konnten. Mit diesen Originalsteinen (um 1800) können wir die ursprünglichen Fensteröffnungen neu mauern (ohne dass man dies auf den ersten Blick erkennt). Zudem läßt sich so die große Lücke im Vorderhaus (da war der Anbau dran) wieder aufmauern.
Wilm hat sogar sein altes Werkzeug (Meißel, Hammer, Spachtel, etc.) mitgebracht. Vor allem im Bodenbereich konnten wir ca. 1500 originale Backsteine sichern. Einen Teil der Steine wollen wir als Fußboden Küche, Flur,...) neu verlegen.

Montag, 13. August 2012

Dör Deern




Insa Uphoff, die Grande Dame des denkmalgerechten Restaurierens historischer Gebäude in Ostfriesland und stolze Besitzerein des einzigartigen Swanenhuus in Groothusen (ein ostfriesischer Gulfhof aus den 1830ern ... praktisch unverbaut und liebevoll von der Besitzerin im Originalzustand restauriert) versorgte uns mit wunderschönen historischen Türblättern aus Gulfhäusern die leider nicht gerettet werden konnten. In ihrer Scheune schlummert so manche Kostbarkeit. Wie nur wenige ist Insa Uphoff vertraut mit der Baukultur  Ostfrieslands und bereitwillig teilt sie ihr Wissen mit uns Jüngeren, die noch so viel lernen müssen.

Plavoisen

Auf der Suche nach historischen Baustoffen und Türen aus der Zeit um 1800 haben Wiebke und ich diese grün glasierten Plavoisen entdeckt. Sie liegen im Baustofflager des Monumentendiesntes in Jemgumgaste und scheinen auf unser Projekt gewartet zu haben. Eigentlich ein Bodenbelag für Kirchen, Burgen und Steinhäuser...doch bei Graben haben wir auch genau diese grünen Plavoisen entdeckt. Dass die Erbauer der Alten Bäckerei alles andere als arme Leute waren sollten wir noch an anderer Stelle entdecken.

Fleißiger Helfer

Hans-Werner. Bester Freund von unseren beiden Katzen (Sunny&Nenne) und fleißiger Helfer bei der Rettung von Oma Busemanns Gartenschätzen. Ein großer Farnstrauch wurde von ihm erfolgreich umgesiedelt.

Container...




Um die alte Bäckerei zu entkernen hat die Baufirma Theesing aus Aschendorf rund 10 Container kommen lassen. Einen Teil davon konnten wir geschickt zwischen das ehemalige Armenhaus (1793) und die alte Bäckerei platzieren. Dazu mussten alle Autos aus dem Alten Schulweg umparken (Vielen Dank liebe Nachbarn!). Der ContainerLKWfahrer hat dann genau gepeilt und jeweils zwei Container in den ehemaligen Vorgarten der Alten Bäckerei gestellt. Den alten Gebäuden ist hierbei zum Glück nichts passiert. In die Container kamen vor allem die Rrigipswände (60er und 70er Jahre), zahlreiche Wand- und Bodenbeläge, morsche Holzdielen, Glaswolle, ... In den letzten Jahrzehnten wurde innerhalb der Alten Bäckerei oftmals renoviert und tapeziert. Schicht um Schicht konnten wir den Style der 50er, 60er und 70er entdecken. Ganz zu Schluß, unter Stapeln von Tapeten, Linolium, Ferigparkett, Bauschutt und Zementmischung findet sich der nackte Backstein von 1803. In Lehm gemauert und mit Muschelkalk verfugt. Unter dünnen Betonschichten treffen wir auf Reste der alten Backsteinfußböden...und gar so manche Plavoise (wertvoller historischer Bodenbelag).

Freitag, 10. August 2012

Bagger






Nachdem wir die Anbauten ordentlich entkernt hatten und gut und gerne zehn Restmüll- und Holzcontainer gefüllt hatten, konnte der Bagger anrücken. So ein Baggerabriß geht ganz schnell und sieht von weitem wie Spielzeug aus. Doch das täuscht. Die Kräfte die hierbei auftreten sind gewaltig .. und die Gefahr das denkmalgeschützte Hauptgebäude zu beschädigen ist groß. Sehr behutsam tastete sich der erfahrene Baggerfahrer an die Aufgabe heran. Der Alten Bäckerei ist nichts passiert. Das Grundstück erschein plötzlich rießig. Ich freue mich auf die Gartengestaltung: Linden, Buchsbäume, Stockrosen, Obstbäume und nen kleinen Bauerngarten...doch das kommt später.

Entkernen







Der Anbau von 1953 wird vom Hauptgbäude (1803) getrennt. Im Dach entsteht jetzt eine große Lücke. Sobald die Außenmauern wieder stehen kann das dach neu gedeckt und ordentlich isoliert werden. Nach der Sanierung entspricht das Gebäude dem KfW-Standart 85. Nicht schlecht für ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Rückbau und Abriß der Anbauten




Um das Hauptgebäude in seinem ursprünglichen Zustand von 1803 zu restaurieren, entschlossen Wiebke und ich uns dazu, die Anbauten aus den 50er und 60er Jahren abzureißen. Bevor jedoch der große Bagger zum Einsatz kommt, wird das gesamte Gebäude entkernt. Dazu benötigten wir ca. zwei Wochen. Rigipswände, gammlige Fußböden, Tapeten in fünf! Schichten, Plastikrolläden (Pfui!), Fenster aus den 70ern, Kabel, Steckdosen, Linoliumböden, Staub, Schmuzt, Dachpfannen, Nachtspeicheröfen, Glasbausteine, Bodenleisten....die große Axt und der Kuhfuß waren in dieser Zeit treue Wegbegleiter. Und der örtliche Conbtainberdienst hat sich auch gefreut.

Mittwoch, 8. August 2012

Der Anbau von 1953 und Oma Busemanns Garten



An der Südseite des Gulfgebäudes befand sich bis vor zwei Tagen dieser Anbau aus den 50er Jahren. ein zeitypisches Wohnhaus aus den Nachkriegsjahren, massiv und solide gebaut und teils unterkellert. Die Busemanns bewohnten in jenen Jahren mit bis zu 16 Personen die Bäckerei und benötigten daher die erweiterte Wohnfläche. 2011 bewohnte nur noch Bertha Busemann ganz alleine das Bäckereigebäude. Fast täglich sorgte sie für Ordnung im Garten..Unkraut? wie schreibt man das? Unsere beiden jungen Katzen waren bei ihr gern gesehene Gäste.